ursula richenberger (Das neue deutsche Hafenmuseum)

Eine besondere Rolle in unserer Forschung stellte das Gespräch mit Ursula Richenberger dar. Sie ist die Projektleiterin für das neue Deutsche Hafenmuseum, welches eines der bedeutsamsten Museumsprojekte der Gegenwart in Deutschland werden soll. Das Museum widmet sich dem Thema Hafen als Knotenpunkt globaler ökonomischer und sozio-kultureller Zusammenhänge. Das zukünftige Deutsche Hafenmuseum und sein Leitobjekt Peking werden auf dem Grasbrook lokalisiert sein (vgl. SHMH). Als einmaliger Kulturort für den Stadtteil ergeben sich Anforderungen und Wünsche bei der Neugestaltung vom Kleinen Grasbrook. Ursula Richenberger betont: „Das neue Deutsche Hafenmuseum steht für ein Identitätsstifter des neuen Stadtteils: Das heißt, eine hohe Aufenthaltsqualität zu haben für eine diverse, heterogene Stadtgesellschaft.“ (Transkript I: 1). Aus der Perspektive der Projektleiterin müssen dafür öffentliche Räume geschaffen werden. Die Betonung liegt hierbei auf einer sozialen Infrastruktur, die kurze Wege zwischen Schulen und Kindergärten ermöglicht. Dazu zählt ebenfalls das Vorhandensein von Grün- und Parkflächen. In dem Entwurf von Herzog und de Meuron empfindet Richenberger den Erhalt des Daches vom Überseezentrums als besonders gelungen, weil somit alte Strukturen des Hafens sichtbar blieben. Im weiteren Verlauf des Interviews stellt sich heraus, dass auch das Dessauer Ufer bewahrt wird. Der Zugang wird allerdings nur eingeschränkt möglich sein, jedoch stellt es einen authentischen Ort für das Museum dar. Kritisch sieht sie dagegen „die Grünfläche in der Mitte, die fehlende Inszenierung der Grünfläche am Veddelhöft und die Verbindung nach Veddel und Wilhelmsburg“ (Transkript I: 3). Zudem sieht Richenberger die Erreichbarkeit des Museums als problematisch an, da die U -und S-Bahn Haltestellen Elbrücken relativ weit entfernt liegen. Ferner: „Eine Brücke, die hier geplant ist, kommt erst mal nicht, weil sie zu teuer ist“ (ebd.).
Ursula Richenberger war in einem Team von vier Personen als Sachverständige im Bürger*innenbeteiligungsprozess vertreten: „Das bedeutete de facto, dass wir zwei Präsentationen in geschlossenen Räumlichkeiten bekommen haben und dort anhand eines Auswertungsformulars unsere Bewertung abgeben konnten für alle Entwürfe. Das heißt, so sah konkret unsere Beteiligung aus“ (vgl.: ebd.).
Die Ergebnisse des Verfahrens wurden nach Richenbergers Empfinden offen gestaltet. Allerdings kann man die Zugänglichkeit der Ausstellungsformate kritisch betrachten, da die „Beteiligung nur sehr punktuell möglich war und auch eher an Orten, die man erst mal erreichen muss, wie das Kreuzfahrtterminal. Ist das ein Ort, wo ich mich äußern mag oder ist das Herrschaftsarchitektur, die mich klein macht?” (Transkript I: 5).