Koloniales Erbe – das Afrikahaus

Auf der Suche nach architektonischen Spuren der deutschen Kolonialzeit in Hamburg

Im Zuge der weltweiten antirassistischen Proteste der letzten Monate erhält auch die Debatte um die Auseinandersetzung mit dem europäischen Kolonialismus eine neue Dringlichkeit. Das gilt auch für die deutsche Kolonialzeit, die vor 100 Jahren ihr formales Ende fand. Schon lange fordern hierzulande zahlreiche Gruppen, Denkmäler und Straßennamen zu verändern, die den deutschen Kolonialismus beschönigen. In vielen deutschen Städten finden sich außerdem Architekturen, die ebenso als koloniale Zeugnisse gelesen werden können und dringend einer kritischen Relektüre bedürfen. Darauf wollen wir mit unserer Arbeit hinweisen.

Im Mittelpunkt unserer Forschung steht das Afrikahaus im Hamburger Kontorhausviertel. Dieses ist seit seinem Bau im Besitz der Familie Woermann und beherbergt noch heute die Im- und Export-Firma C. Woermann. Es wurde 1899 von Adolph und Eduard Woermann in Auftrag gegeben und nach einem Entwurf des Architekten Martin Haller erbaut.
In den Jahren 1884 und 1885 sowie von 1899 bis 1904 stand Adolph Woermann als Präses an der Spitze der Hamburger Handelskammer. Maßgeblicher Bestandteil sowohl seines wirtschaftlichen Erfolges als auch seiner politischen Agenda war sein Engagement für eine deutsche Kolonialpolitik. Er beeinflusste die deutsche Politik entscheidend mit Denkschriften und Vorschlägen, in denen er herausarbeitete, dass Kolonien auf dem afrikanischen Kontinent für Deutschland notwendig seien, wenn das Land wirtschaftlich mit der europäischen Konkurrenz mithalten wolle. Woermann hatte somit einen maßgeblichen Anteil an der deutschen Kolonialpolitik unter Reichskanzler Bismarck und wurde sogar zu dessen Berater in ‚Kolonialfragen‘.

Fehlende Erinnerung an die Vergangenheit

An der Fassade des seit 1972 denkmalgeschützten Afrikahauses findet sich eine Informationstafel, die von all dem nichts kommuniziert. Stattdessen finden sich vor allem die architekturhistorischen Eckdaten des Gebäudes, die Firma Woermann wird als Bauherrin erwähnt.

Die Informationstafel am Afrikahaus in der Großen Reichestraße, Hamburg

Diese Darstellung ist nicht angemessen. Im Mittelpunkt unserer Forschungsarbeit steht daher die Auseinandersetzung mit dem kolonialen Erbe der Hamburger Kaufleute und der Frage, wie man dieses kommunizieren kann – ohne die Geschichte zu beschönigen. 
Am konkreten Fall des Afrikahauses begannen wir somit auch der Frage nachzugehen, wie man die Kommunikation dahingehend verändern kann.
So sollen sowohl Eckdaten zum Haus, als auch die Historie dahinter berücksichtigt werden. Weiter setzten wir uns auch mit der Geschichte um das Afrikahaus auseinander und betrachten die – nennen wir sie – Eigenheiten näher, die architektonisch im Haus verschmolzen sind.