Recht auf Hafenmuseum! – Acht Forderungen

6. Recht auf Freiraum

-Space für Jede*n um eigene Auseinandersetzung zu gestalten:  Kunst, Plena, Workshops

Ausstellungen und andere museale Inhalte sind häufig mit langem Vorlauf verbunden. Dadurch wird der Handlungsspielraum, auf aktuelle Diskurse zu reagieren, eingeschränkt. Zeitlich begrenzte Sonderausstellungen oder Veranstaltungen sind verbreitete Formate, allerdings sind auch diese häufig nicht spontan. Deshalb braucht es einen Ort, an dem aktuelle Diskurse direkt thematisiert werden können. Diskurse werden oft durch zivilgesellschaftliche Gruppen angeregt, geprägt und aufrechterhalten. Ausgehend von einer multiperspektivischen Geschichtsbetrachtung ist es wichtig, Themen aus der Zivilgesellschaft aufzugreifen und eine Plattform für Austausch zu bieten. Neben dem verbalen Austausch kann außerdem Kunst als Medium zur Vermittlung von Inhalten genutzt werden. Durch die multisensorische Darstellung von geschichtlichen Zusammenhängen können einerseits ein besseres Verständnis und andererseits auch individuelle Aufarbeitung entstehen.

Wir fordern einen Raum, der anders als die klassische museale Ausstellung keinen fest bestimmten Nutzen hat, sondern für vielfältige Formate geeignet ist. Beispielsweise für künstlerische Auseinandersetzung (performativ, auditiv oder visuell), für klassische Bildungsarbeit (Seminare, Vorträge oder Workshops), aber auch für die Selbstorganisation von zivilgesellschaftlichen Gruppen. Dadurch soll Raum für Austausch entstehen, für Bildungs- und Empowerment-Arbeit sowie die Beteiligung an aktuellen Diskursen gefördert werden.

 7. Recht auf Restitution/ Kein Recht auf Raubgut

-Keine Raubgüter ausstellen und Verantwortung in der nationalen und internationalen Debatte übernehmen

Museen haben große Sammlungen mit Gegenständen aus der ganzen Welt. Die Objekte entstammen häufig militärischen Auseinandersetzungen und wurden gewaltvoll entwendet. Solche Gegenstände sollten an die Ursprungsorte zurückgeführt werden und weder in der Ausstellung noch im Depot des Museums verbleiben. Die Debatte um Restitutionen keimte in Deutschland bereits Anfang der 1970er Jahre auf und erhielt im Sommer 2017 im Kontext der Planung des Berliner Humboldt Forums wieder großen Aufschwung. Es wird die Frage nach den rechtmäßigen Besitzer*innen aufgeworfen: verschiedene Regierungsoberhäupter fordern bereits seit Jahrzehnten, geklaute Objekte, die in europäischen Museen ausgestellt und archiviert sind, zurück in ihre Ursprungsländer zu führen. Dennoch entziehen sich viele Museen einer systematischen Provenienzforschung und missachten, dass ihre Sammlungen zu Teilen aus gewaltvollen und unfreiwilligen Enteignungen hervorgegangen sind.

Wir fordern das Deutsche Hafenmuseum auf, keine Raubgüter und Raubkunst auszustellen. Als eines der größten Museumsprojekte Deutschlands, gefördert durch den Bund, steht das Museum in der Verantwortung, die Debatte um Restitutionen sowie deren faktische Durchführung maßgeblich voranzutreiben. 

8. Recht auf Transparenz

-Zu Fehlern bekennen und Lücken aufzeigen

Die Sammlungen von Museen bestehen aus weit mehr Objekten, als die die Besucher*innen in den Ausstellungen sehen können. Warum die gezeigten Objekte ausgewählt wurden, welche zu ihnen in Konkurrenz standen und aus welchen Gründen welche Personengruppe sich für die ausgestellten Stücke entschieden hat, bleibt der Öffentlichkeit meist verborgen. Des Weiteren bleiben auch konzeptionelle, personelle und thematische Entscheidungen und Prozesse intern und werden selten öffentlich kommuniziert. Für einen nicht-diskriminierenden Umgang braucht es eine offene Kommunikation, die Prozesse und auch Nicht-Prozesse offenlegt. Inhalte, die aus einer Kooperation hervorgehen, sollten auch als solche gekennzeichnet sein. Es sollte transparent sein, warum diese Kooperation zustande kam und ob eventuell andere Kooperationspartner*innen in Betracht gezogen worden sind. Wenn diese Zusammenarbeit nicht zustande gekommen ist, sollten Gründe offen reflektiert werden. Fehler richtig zu stellen, ist selbstverständlich. Die Fehler zu kommunizieren und daraufhin zu verbessern, ist ein gewissenhafterer Umgang mit der Verantwortung als Bildungsinstitution. Die eigene Reflexion sollte dabei im Vordergrund stehen. Ein solcher Umgang mit Lücken und Fehlern kann zu gesteigerter Glaubwürdigkeit führen, da ehrlich und transparent kommuniziert wird.

Wir fordern, Prozesse und Nicht-Prozesse offenzulegen und transparent zu machen.